Generationenwechsel geht nur ohne Charisma

Zur aktuellen Debatte über die Überalterung der (deutschen) Politik hier ein bischen uncharismatisches und schwer zu verdauendes Geschfalen von mir:

 

2011 kamen tausende, vor allem junge, Menschen zusammen um auf einem Parteitag der Piraten über neue Politikformen und zum Beispiel das Grundeinkommen zu diskutieren. Im Jahre 2018 wird jetzt in den Tagesthemen berichtet, dass Vier (4!) junge Politiker ein „Manifest“ veröffentlichen das sich zum großen Teil wie eine Zusammenfassung typischer Piraten-Positionen liest, angereichert durch den Aspekt des Generationenkampfes. http://www.tagesschau.de/inland/junges-manifest-101.html

Sicher, wenn wir die Vergangenheit ausblenden und uns nur auf den Moment konzentrieren, dann müssen wir feststellen, dass in Deutschland ein Generationenwechsel in der Politik überfällig ist. Die Frage die ich mir aber sofort stelle ist: Wie konnte es passieren, dass der größte kollektive Versuch diesesn Generationenwechsel herbeizuführen so grandios scheitern konnte, so massiv niedergeschlagen werden konnte, dass heute keiner mehr davon spricht, dass man heute bei Null anfangen muss? Und wie kann es sein, dass die massive Reduzierung der jungen politischen Akteure, die so einen Generationswechsel herbeiführen wollen, von Tausenden auf Vier, plötzlich als Fortschritt dargestellt werden kann?

Ich will es kurz aus meiner ganz persönlichen, ganz subjektiven Sichtweise, darstellen:

Ich selber bin 1978 geboren. Quasi im tiefsten Pillenknick. Politisch geprägt wurde ich in der Jugend durch allerlei Jugendmagazine, Fernsehsendungen und Aufkleber in denen die Leute, die heute wohl am ehesten in der Grünen Partei zu finden sind, uns ein bestimmtes, sie würden wohl sagen „ökologisches“ Weltbild vermittelten und offenbar ganz selbstverständlich davon ausgingen, dass meine Generation dies alles nicht hinterfragen sondern einfach nur umsetzen wird.

Kurz nach der Jahrtausendwende hörte ich im Radio zum ersten mal, dass junge Politiker, die in meinem Alter oder gar jünger waren wo etwas wie eine „junge Partei“ gründen wollten. Die Sache verlief offenbar im Sande, sensibilisierte mich aber für diesen Aspekt des „Generationenwechsels in der Politik“.

Irgendwie kam es dan, in meinem absurd schräg bis tragischem Lebenslauf, den ich hier aus Rücksicht auf Mitleser nicht im Detail ausführen will, dazu, dass ich Architektur an einer kleinen Hochschule studierte. Vor allem im Nachhinein fielen mir viele Dinge auf die zu tiefst politisch sind:

1. Wir mussten massenweise Software kopieren um das zu leisten was von uns erwartet wurde. Es ging nicht anders.

2. Wir waren die letzten Architekturstudenten an dieser Hochschule. Der Studiengang wurde abgeschaft. Die Dozenten dachten zwar es liegt daran weil die früheren Professoren zu künstlerisch waren. Ich glaube inzwischen aber der Geburtenrückgang war mit entscheidend.

3. Der Lehrkräfte setzten sich aus aus zwei Generationen zusammen, die teilweise offen gegeneinander kämpften: Die alten Professoren der 68er Generation. Die „jungen“ Dozenten der Baby-Boomer Generation. Was schon damals auffällig war, war die schlichte zahlenmäßige Dominanz der Baby-Boomer Generation. Auch hier war es wieder so, dass diese beiden Generationen mehr oder weniger offen ihre Ideologien auf uns übertragen wollten: Ich sag ganz ehrlich, die alten 68er gefielen mir da noch am besten, denn sie waren zumindest klar und ehrlich, auch wenn mir nicht alles gefiel was sie sagten. Alles gipfelte in der Äußerung eines alten Professors der sinngemäß sagte: „In den 60er und 70er Jahren wurde alles was gedacht werden kann gedacht. Ihr könnt nichts neues mehr finden sondern nur noch das was damals gefunden wurde umsetzen“. Was heißt das? Es heißt, dass „meiner“ Generation gesagt wurde, dass sie nichts neues mehr entdecken kann. Es wurde gesagt, dass „Erfinder“, „Innovateure“ und „Ideengeber“ in meiner Generation nicht mehr gebracht wurden, dass nur noch Leute gefragt sind die Ideen von anderen leuten auswendig lernen und bei Bedarf umsetzen. Im Nachhinein betrachtet, eine unmenschliche Art der Selektion. Jungen Leuten die nicht gut auswendiglernen können aber neue Sachen entdecken können wurde von diesen Leuten generell das Existenzrecht abgesprochen. Aber gut, das war zumindest eine klare und ehrliche Ansage gegen die man sich wehren konnte. Bei den Baby-Boomer Dozenten fällt es mir bis heute schwer so etwas wie eine einheitliche „Ideologie“ festzustellen. Auffällig war wie gesagt vor allem ihre zahlenmäßige Stärke und der unbedingte Wille wichtige Positionen zu besetzen. Man sagte uns wir sollen das vergessen was die 68er sagen, ohne dass uns klar war wir stattdessen lernen sollten.

4. Diesem Generationenkampf der „starken“ Generationen der 68er und Baby-Boomer stand „meine Generation“ gegenüber und zwar eher schwach und rhetorisch unausgebildet. Was auffällig war, war die Ungeübtheit Allianzen und Gruppen zu bilden. Diese Eigenschaft sollte sich später noch als fatal erweisen.

Dies alles gipfelte in der Erkenntnis, dass von „mir“ ganz offensichtlich erwartet wird alles zu können und nichts selbst hervorzubringen. Der Weg den jetzt viele Angehörige meiner Generation seltsam gleichförmig beschreiben, schien zwangsläufig: Das was früher 20 Personen machten will heutzutage einer alleine machen. Die sogenannten „gebrochenen Lebensläufe“ sind nichts anderes als „überfrachtete Lebensläufe“. Man zappt zwischen verschiedenen „Räumen“, man wechselt innerhalb eines Tages zwischen Gründerberatung bei der IHK, zwischen normalem Job, zwischen Familienplanung, zwischen loser Freundschaft, zwischen Städten, zwischen ganz vielen „Räumen“. Und das fatale: Jeder dieser „Räume“ beansprucht 100% Aufmerksamkeit. Man geht zum Existenzgründungsberater, der sagt einem, dass man jetzt 24 Stunden am Tag Gründer sein muss, man sagt brav ja, man weiß aber dass es nie gehen wird, da es noch 20 andere Personen gibt die ebenfalls sagen, dass das was sie erwarten ab nun 24 Stunden am Tag beansprucht.

Aber gut, ihr merkt schon, das alles ist diffus, überfrachtet, schwammig. Ein unkonkretes Gefühl gleichzeitig der Messias, der alles machen muss und der Arsch der Nation zu sein, der nichts machen darf.

Etwas konkreter wurde es dann als ich kurz nach dem Studium ein Praktikum im Architekturbüro machte, wo ganze drei „Baby-Boomer Geschäftsführer“ das Büro führten, und vor allem bei Maßnahmen vom Jobcenter wo uns gesagt wurde, dass es einen Geburtenrückgang gibt, dass wir vorsorgen sollten…

Der Blick auf die Alterspyramid ließ alles viel konkreter erscheinen. Denn man musste nur Eins und Eins zusammenzählen. Die „Überalterung“ bedeutet nichts anderes, als dass sich in der Demokratie die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der älteren Generationen verschieben. Die 68er Generation war zahlenmäßig stark, durch die „Kraft der Freude Kinder“, die in der „Blütezeit“ des Nationalsozialismus geboren wurde. Allein diese zahlenmäßige Überlegenheit sicherte der 68er Generation Einfluss in einer Demokratie wo die Mehrheit entscheidet. Aber die Alterspyramide zeigte auch, dass es eine Generation gab die noch stärker war, die „Baby-Boomer“. Das was mir im Architekturbetrieb subtil auffiel, dass eine Masse an Leuten die ca. 15 Jahre älter war als ich, in diesem Betrieb ihre Position beanspruchten, das wurde so Gewissheit. Und Gewissheit wurde auch: In einer Demokratie, in der die Macht von der Mehrheit ausgeht, wird auf absehbare Zeit diese Baby-Boomer Generation ALLES bestimmen können. Ihre schlichte zahlenmäßige Macht sorgt dafür, dass bei jeder politischen Entscheidung diese Generation überzeugt werden und zustimmen muss.

Zu dieser Zeit, wo ich diese Erkenntnis machte, hörte ich zum ersten Male von der noch recht jungen Piratenpartei. Ich hörte irgendwas, dass diese Leute die Problematik des Kopierens von Software politisch thematisieren wollen und zwar in einem radikal neuen Sinne, sie wollen die Vervielfältigung von Software und von Wissen nicht verhindern sondern fördern. Ich war ein bischen überrascht darüber, verstand es aber durchaus, denn ich selber hatte erfahren, dass mein gesamter Jahrgang ohne Raubkopien nie einen Abschluss gemacht hätte, dass das Thema also agegagen werden muss. Seltsamerweise empfand ich diesen Aspekt trotzdem als einen Nebenaspekt. Er reichte mir bei Weitem nicht um mich politisch zu engagieren. Mir schwirrte weiterhin etwas anderes im Kopf.

Bei meinem zweiten Piraten-Stammtisch den ich daraufhin besuchte wurde jeder gefragt warum er den hier mitmachen will. Ich antwortete spontan aber ehrlich: „Weil ich denke, dass Demokratie nicht zur Diktatur der Mehrheit werden darf“. Das wurde wohlwollend aber mit ratlosen Gesichtern so akzeptiert. Kurz: ich war eigentlich total Fehl am Platze. Denn was ich erst im Laufe der nächsten Jahre erkannte: Die Mehrheit der Piraten erkannte die Relevanz dieses Aspektes nicht.

Die Forderungen der Piraten waren revolutionär, waren zukunftsweisend (Ich werde später noch darauf eingehen), aber der Haupt-Aspekt, den die Piraten damals leider nicht verstanden war: Sie werden in dieser Demokratie ihre Forderungen NIE umsetzen können, da sie eine Generation vertreten die in einer absoluten Minderheitenposition ist.

Was nun folgte waren natürlich Missverständnisse und das Aufeinanderprallen von gedanklichen Welten. Ich hörte von einer „AG-Demokratie“ und engagierte mich da und wollte Konzepte diskutieren wie Konsensdemokratie und alles was hilft die Macht der „alten“ Mehrheiten zu brechen. Ich traf aber auf Leute die in meinem Alter oder jünger waren, die erstaunlicherweise genau das Gegenteil verfolgten. Die meisten diese jungen Aktivisten waren geprägt von der „Mehr Demokratie“ Bewegung, die sich offenbar im Umfeld der Anti-Atomkraft-Bewegung, also im Umfeld der 68er und vor allem Baby-Boomer, gebildet hatten. Diese „Mehr Demokratie“ Bewegung innerhalb der jungen Piratenpartei verfolgte nun also das Ziel die Macht der Mehrheit zu stärken! Mit Hilfe von Volksabstimmungen, Basisdemokratie usw. sollte das „Volk“ gegenüber den „Eliten“ gestärkt werden, es sollte die Mehrheit gegenüber der Minderheit gestärkt werden. Was dann übrigens auch skurile Folgen hatte als zum Beisiel der Minarett Volksentscheid geschah und diese leute dann irgendwie rechtfertigen mussten warum die Mehrheit einer Minderheit so eine Entscheidung aufdrücken solll… Aber gut. Das Dilemma war also, dass man innerhalb dieser „Mehr Demokratie“ und „Basisdemokratie“ Bewegungen, die in die Piratenpartei strümten etwas verfolgte, was die eigene Entmachtung zur Folge hatte: Die Mehrheit stärken. Aber die Mehrheit das war nie die Generation der Piraten. Die Generation der Piraten war zahlenmäßig gegenüber den 68ern und den Baby-Boomern verschwindend gering. Und vielleicht war auch der „Piraten-Hype“ in dieser Hinsicht fatal. Er vermittelte einem offenbar das Gefühl eine „Mehrheit“ zu vertreten gegenüber der „Minderheit“ von den paar berühmten Politikern aus dem Fernsehen. Was folgte war, wie gesagt, dass die Piratenpartei alles daran setzte die Macht der Mehrheit in diesem Land zu stärken und damit die eigene Generation schwächte.

Und noch etwas wurde offensichtlich: Nach den ersten Wahlerfolgen wurde die Piratenpartei quasi überrannt von „alten Männern“, von „Wutbürgern“ die oft über 50 waren und die eigentlich recht jung gestartete Piratenpartei innerhalb kurzer Zeit in einen „Club von alten Männern“ verwandelte. Ich habe lebhaft vor Augen wie auch einem Stammtisch kurz nach der SH Wahl eine junge Frau auftauchte, sagte dass das Plakat „Ich will so leben wie ich bin“ sie ansprach und dort plötzlich inmitten von 50 bis 60 jährigen Wutbürgern saß, die munter darüber diskutierten wie man einen „Troll“ aus der Partei verbannen soll. Sie kam nie wieder.

Ein weiteres Problem war: Meine Generation war es nicht gewohnt zu reden und zu diskutieren. Die Gedanken in den Köpfen waren da, aber sie kamen nicht hinaus. Der „Streit“ der überall hervorbracht war kein wirklicher Streit. Es war das Fehlen einer Diskussionskultur. Oder anders ausgedrückt: Die 68er und die Baby-Boomer hatten alles darauf verwendet uns ihre „Werte“ (was immer das auch wahr) zu erklären, uns zu sagen, dass wir nichts neues mehr finden müssen sondern nur noch alte Ideen umsetzen müssen, uns hat aber nie jemand beigebracht wie wir unserer Ideen vortragen. Auch wenn es profan klingt: Man war es nicht gewohnt mit anderen Leuten zu reden, man war es nicht gewohnt, das einem jemand widerspricht. Jede ganz normale politische Äußerung wurde sofort als persönlicher Angriff gewertet. Und ja, auch ich wurde sofort als „Antidemokrat“ bezeichnet als ich andeutet, dass man überlegen sollte die Macht der Mehrheit zu brechen anstatt sie zu fördern.

Die Aufstieg der Piraten war zwar die größte politische Leistung der „Nach Baby-Boomer Generationen“, das Problem war aber, dass die Piraten selbst es nie erkannt haben, dass das ihre eigentliche Leistung ist und sein muss. Und irgendwann kam dann doch mal das Thema „Rente“ und „Demografischer Wandel“ auf. Seltsamerweise brachten eher ältere Leute dieses Thema ein. Und seltsamerweise waren es eher junge Piraten die darauf antworteten: „Nein, wir wollen jung und alt nicht gegeneinander ausspielen!“. Ab dann war klar: Irgendwas verhindert die Diskussion über diesen Aspekt. Die demokratische Dominanz der Baby-Boomer Generation wird in so einem Klima nie diskutiert werden können, da man „nicht alt gegen jung“ ausspielen will.

Die Piratenpartei fiel größtenteils in sich zusammen, ist jetzt auf einem zahlenmäßigen Niveau wie 2007, die Lücke wurde von der AfD gefüllt.

Der Wegfall der Piraten hinterließ ein unglaubliches politisches Vakuum. Und plötzlich wird öffentlich darüber diskutiert warum es keinen Generationenwechsel gibt. Plötzlich melden sich Vier (4!) Jungpolitiker mit einem Manifest, das wohlbekannte Forderungen aus der Piratenzeit aufgreift.

Und nun?

Das Problem ist nun natürlich, dass die zahlenmäßig sowieso unterlegene Generation der Piraten nun nochmal geschwächt ist durch ein kollektives Burn-Out von ehemaligen Piraten-Aktivisten. Schon während der aktiven Piratenzeit war es so, dass viele bekannte Gesichter eigentlich körperlich und psychisch überfordert waren. Ich glaube es ist ok wenn ich hier etwas andeutet was man auch öffentlich weiß: Ein bekanntes Gesicht wir Marina Weisband konnte körperlich nicht mehr diese Arbeit leisten. Wahrscheinlich als Folge der Tschernobyl Katastrophe. Zu der zahlenmäßigen Unterlegenheit kamen also auch noch solche Umweltbedingungen, die frühere Generationen nicht ertragen mussten. Warum wird so ein „Generationenwechsel“ von gerade mal Vier Jungpolitikern gefordert? Weil alle anderen jungen Leute ausgebrannt sind. Die „jungen Generationen“ sind in der Minderheit und durch andere Aspekte und Geschehnisse zusätzlich marginalisiert.

Je mehr ich darüber nachdenke desto verzweifelter werde ich.

Man fängt jetzt wieder bei Null an. Man faselt irgendwas von Mitbestimmung, Grundeinkommen, Transparenz und „nicht links, nicht rechts“, von wechselnden Mehrheiten… Bla bla. Das reicht nicht. Bzw. es reicht eigentlich zu sagen: Es muss noch ganz viel neu erfunden und neu gedacht werden. Die eigentliche thematische Erkenntnis ist doch die: Weder die 68er, noch die Baby-Boomer haben die Welt perfektioniert. Es gibt auch heute noch viel neues zu entdecken, und neue Schlussfolgerungen zu ziehen und dies wird auch in Zukunft so sein. Es braucht auch heute und in Zukunft noch „Visionäre“, die neue Ideen haben und neues gründen.

Das Mantra „Deutschland geht es gut“ wird zu oft verstanden als: „Besser als Deutschland jetzt ist, kan es nicht werden“. Das ist natürlich quatsch. Aber ein weiteres Problem erscheint mir schon jetzt ganz klar:

Bei der Tagesthemen Sendung meldete sich eine Kommentatorin zu Wort die folgendes sagte: „Es braucht visionäre Politiker“. Soweit so gut, aber was dann folgte war ein fataler perfektionismus der wieder alles zerstörte: „Es braucht Politiker die visionär, charismatisch, professionell und kompetent sind“. Bumm. Es braucht also Politiker die es nie geben wird. Kein junge Politiker wird diese Anforderungen erfüllen können. Und auch hier zeigt sich wieder das ganze Dilemma: Eine Kommentatorin, die ganz offensichtlich der Baby-Boomer Generation angehört fordert öffentlich, dass es neue junge Politiker geben muss. Sie fordert aber gleichzeitig, dass diese neuen Politiker überirdisch perfekt sein müssen. Die Folge wird wohl sein, dass nur noch Typen wie Kurz (Österreichischer Kanzler) Erfolg haben werden, da sie zumindest den Anschein erwecken perfekt zu sein. Der gebackende Politiker, der gleichzeitig ideenreich und visionär ist, gleichzeitis auch noch „charismatisch“ daherkommt, also gut und geschliffen reden kann, gut aussieht, gleichzeitig auch nicht „professionell“ ist, also schon Erfahrung hat, und „kompetent“ ist, also ganz nebenbei auch noch eine wissenschaftliche Karriere hat… So etwas KANN es NICHT geben.

Und damit müssen sich WIR, die Nach-Baby-Boomer Generationen anfreunden. Nur wenn wir uns engagieren obwohl wir nicht perfekt sind, nur dann kann es einen Generationenwechsel geben. Nur wenn wir uns damit abfinden der Mehrheit nicht zu gefallen, dann kann es was werden.

Aber es kann nicht sein, dass jeder Versuch nach visionärer Politik sofort erdrückt wird mit der Ergänzug: „Ja aber ihr müsst auch charismatisch sein!“. Nein, niemand muss charismatisch sein. Hitler war charismatisch. Einen Generationenwechsel wird es erst dann geben wenn visionäre junge Politiker gehört werden obwohl sie rülpsen und stottern, obwohl sie nicht charismatisch sind, obwohl sie unprofessionell sind und keinen Professorentitel haben.

Warum konnte die Piratenpartei also keinen Generationenwechsel einleiten? Aus vielen Gründen. Einer war der den ich oben nannte, anstatt darüber nachzudenken wie man die Minderheit, die eigene Generation, stärkt, hat man sich darauf beschränkt die Mehrheit, also die alten Generationen, zu stärken. Aber auch ein übermäßiger Perfektionismus hat dazu geführt, dass die Piraten scheiterten. Man hat perfektionismus von uns erwartet und wir haben es selbst von uns erwartet. Man hat, wie jetzt wieder, von uns erwartet, dass wir nicht nur visionör sind sondern auch „charismatisch, professionell und kompetent“. Diese Erwartungen konnten wir natürlich nicht erfüllen. NIEMAND wird diese Erwartungen je erfüllen können. Die Folge ist nun, dass Politiker der Baby-Boomer Generation, der alten Parteien und der AfD, das Sagen haben, Politiker die nicht visionär sind, aber wie wir alle in den letzten Wochen gesehen haben auch nicht charismatisch, unprofessionell und meiner Meinung nach auch nicht sonerlich kompetent sind.

Oder um es kurz zu sagen: Wenn die Piratenpartei sich so benommen hätte wie die FDP, die SPD, die CSU oder die AfD, man hätte es ihr nie verziehen.

Einen Generationenwechsel in der Politik wird es erst geben wenn man der „jungen Generation“ das zugesteht was man bei den Alten akzeptiert: Fehlendes Charisma, Unproffesionalität und Diletantismus. Einen Generationenwechsel wird es erst dan geben wenn man und wenn wir akzeptieren, dass auch junge Politiker nur Menschen sind, diese aber trotzdem an die Macht gehören.

Ach ja, und wir müssen darüber diskutieren wie Minderheiten in der Demokratie Gehör finden.

Danke.

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